Xisco, das kleine weiße Wollknäuel, kam mit 12 Wochen zu uns. Damals
wohntest du noch in Oldenswort.
Er war ein aufgeweckter munterer Rüde. Er war furchtlos am Strand und bellte
frech die Wellen und auch größere Hunde an. Der Schnee war glaube ich was
ganz tolles für ihn. Da konnte man sich drin wälzen, buddeln und einfach
super gut toben. Alles war bestens; für knapp eineinhalb Monate.
Ich fütterte ihn zu Hause weiter mit dem Futter das er bekommen hatte. Aber
er bekam Durchfall. Schnee lag schon länger nicht mehr, das konnte es nicht
sein.
Der Collierüde meiner Bekannten hatte eine Woche vorher Durchfall gehabt,
und nach einer Spritze vom Tierarzt und ein paar Tabletten war er wieder
okay. Irgent ein Virus sollte umgehen. Wir hatten den gleichen TA und als
Xisco am nächsten Tag immer noch Durchfall hatte fuhren wir hin.
Der TA erzählte mir das die Weissen Schäferhunde sehr sensible sind
besonders im Magen/Darmtrakt. Ich sollte ihm Reis mit etwas Dosenfutter
geben, dann würde sich das legen.
Nichts wurde besser. Es wurde schlimmer. Zwei Tage später kam regelrecht
Wasser hinten raus. Desweitern erbrach er mehrmal sein Futter. Also wieder
zum TA. Xisco wurde betäubt und geröngt. Verdacht auf Darmverschluß.Nichts.
Diesmal bekam Xisco eine Spritze (Antibiotika), die Fütterung (Reis und
Dose) sollte ich beibehalten. Auf meine Frage warum er nicht genauso wie der
Collie behandelt würde, kam als Antwort; Es ist eine andere Rasse.
Xisco fraß an diesem Tag nicht mehr. Am nächsten Tag fraß er nur ganz wenig,
noch nicht mal eine Handvoll. Der Durchfall (Wasser) blieb. Das Erbrechen
blieb auch. Am Tag darauf winselte Xisco als er sich für sein Geschäft
(Wasser) hinsetzte. Sofort zum TA.
Xisco wurde erneut betäubt und gerönt. Diesmal entdeckte der TA etwas.
Darmverschluß! Sofort OP.
Es war kein Darmverschluß. Das was der TA auf dem Röntgenbild sah war die
Schwellung der Magenschleimhaut, die , wie der TA sagte, dadurch enstand das
der Hund versuchte einen Haufen zu machen das aber nicht konnte, da der
Magenausgang (Übergang Magen/Darm) zu klein war. Er sein Futter also nicht
verdauen konnte. Deshalb erbrach er sich auch. Für mich klang das logisch.
Xisco mußte eine Woche künstlich ernährt werden. Das hieß jeden Tag zum TA
fahren Und jeden Tag kam der Hund an den Tropf. Nach zwei Tagen schrie er
wie ein Kind und wir bekamen ihn kaum ins Behandlungszimmer. Danach bekam
Xisco seinen Tropf im Wartezimmer. das ging einen Tag gut, dann schrie er
wieder. Der TA mußte nur kommen und der Hund schrie. Dieses Schreien werde
ich bestimmt nicht vergessen. Er tat mir so leid und ich war so hilflos.
Während der künstlichen Ernährung machte Xisco keinen Haufen worüber wir den
TA informierten. Das braucht seine Zeit. Gut, ich bin kein TA.
Die künstliche Ernährung war beendet, wir sollten in drei Tagen wieder
kommen; und wir bekamen spezielles Dosenfutter vom TA mit. Wir waren noch
nicht ganz vom Parkplatz runter da standen wir schon wieder drauf. Die Dosen
waren fast ein Jahr überfällig (MHD). Wir bekamen neue, aber Xisco fraß nicht.
Am nächsten Tag fraß er immer noch nicht. Ich versuchte es mit
selbstgekochter Hühnerbrühe; Er fraß nicht. Wasser mit Traubenzucker; Er
trank nur sehr wenig. Leberwurst und Käse; nichts. Er lag in seinem Korb und
wenn ich nach ihm schaute, dann wedelte er zaghaft mit seiner Rute.
Zum späten Nachmittag habe ich mich dann zu ihm gesetzt und blieb da. Ich
streichelte ihn, sprach mit ihm. Das ich da war das schien ihm zu gefallen,
den sobald ich mich bewegte blickte er auf, und wenn ich aufstand versuchte
er mir zu folgen.
Am nächsten Tag fing er wieder an zu brechen. Und das Erbrochene stank nach Kot.
Meine Bekannte war mit ihrem Collie gekommen, ich hatte sie darum gebeten,
in der Hoffnung das Xisco von seinem Spielkameraden aufgemuntert wird.
Nichts. Xisco kam zwar ins Wohnzimmer, aber das war es auch. Wir fuhren alle
zusammen zum TA. Wir meldeten uns an und sagten auch das der Hund frisch
operiert war und Probleme bestehen. Xisco hatte mitlerweile kalte Pfoten.
Nach einer halben Stunde kamen wir dran. Xisco schrie diesmal nicht auf. Er
war kaum noch da.
Kreislaufzusammenbruch.
Der TA sagte er müßte eingeschläfert werden. Er würde die Nacht nicht
überleben, und er könnte uns den Hund nicht wieder mitgeben.
Ich weiß nicht wie lange ich mit mir gekämpft habe; Eine halbe Stunde, 15
Minuten, eine Stunde. Keine Ahnung. Ich habe Okay gesagt um dem Hund nicht
länger leiden zu lassen.
Ich blieb bei ihm, streichelte ihn und sprach mit ihm, bis zum Schluß. 16.20
Uhr. Dann drehte ich kurz durch. Habe geflucht und den TA als Mörder
bezeichnet. Mein Mann hat mich dann in unser Auto gesetzt (ich war wohl
etwas auffällig). Danach soll ich merwürdig ruhig gewesen sein. Ich weiß es
nicht mehr. An den Rest des Tages kann ich mich nicht erinnern. Wie ich nach
Hause kam, wie ich ins Bett kam. Fragt mich nicht. Mein (damals zukünftiger
Mann) machte sich anscheined große Sorgen. Meine Mutter (Krankenschwester
a.D.) soll sogar noch nach mir geschaut haben.
Am nächsten Tag habe ich alles ganz ruhig geregelt. Gaby informiert, die
Hundessachen auf den Dachboden verfrachtet und weitergelebt.
Die Schuld die bleibt allerdings.
Welche Schuld?
Die was wäre wenn Schuld!
Das ist das was weh tut ganz tief drin

Kerstin Marx-Möller / 10 Juli 2001