Löffel auf Abwegen - oder: wie ein Chihuahua zum Hütehund wird *gg*

Hallo, ich bin Mozart, ein schwarzer, schon etwas älterer Chihuahua-Rüde.
Ich wohne mit meiner Tochter Emely in einem großen Rudel zusammen mit meinem Frauchen, meinem Herrchen, der Omi von Frauchen und jeder Menge anderer Tiere.

Heute morgen hoppelt doch auf einmal so ein großer brauner Hase über unseren Rasen. Herrchen und Frauchen hechelnder Weise hinterher. Ich bin so erstaunt, dass ich doch glatt vergesse, mein Beinchen zu heben, wie ich es eigentlich vorgehabt habe.
Den Hasen habe ich nämlich schon einmal gesehen. Herrchen und Frauchen nennen ihn "Löffel" und sagen es wäre ein Deutscher Riese. Normalerweise befindet sich Löffel zusammen mit den anderen Kaninchen in einem großen Freilauf. Aber jetzt ist sie hier. Mitten im Garten. Und meine Zweibeiner können sie einfach nicht greifen. Ihr müsst wissen, dass Löffel durch den monatelangen Aufenthalt im Freilauf kein Gramm Fett mehr am Körper hat, sondern nur noch aus Muskeln besteht - da ist es schwer, zuzupacken und festzuhalten.
Kaum hat also einer meiner Zweibeiner sie mit List und Tücke geschnappt, dreht und windet sie sich solange hin und her, bis sie nicht mehr zu halten ist. Dazu kratzt und strampelt sie auch noch wie wild. Eine ganze Weile sehe ich mir dieses Spiel jetzt schon an. Selbst Herrchens Terrier-Mix Cindy, die sonst jeden Hasen stellt, indem sie ihn vorsichtig festhält und mit der Schnauze auf den Boden drückt, bis er ihr abgenommen wird, ist außer Stande, dieses mit Löffel zu tun.
Ein kräftiger Pfotenschlag des Karnickels lässt sie quieken, ihre Nase bluten und Frauchen tröstende Worte murmeln.
Tja. So wie das aussieht, wird das wohl ewig so weitergehen. Herrchen spricht schon von Hasenbraten und Kochtopf. Hmmm lecker. Hasenbraten mag ich auch und so beschließe ich, einzugreifen. Wie der Teufel wetze ich los, hinter der verblüfften Löffel her (Haken schlagen kann ich genauso gut!) und weil ich so viel kleiner bin als sie, bekomme ich sie nach kurzer Jagd an der Kehle zu fassen. Ich beiße nicht doll zu, nur gerade so viel, dass ich mich festhalten kann. Das ist auch bitter nötig, denn das Karnickel und ich überschlagen uns und als wir uns wieder gefangen haben, rauscht Löffel in Panik und laut quiekend mit mir in die Büsche.
Meine Menschen finden das mittlerweile gar nicht mehr witzig. "Mozart, aus!" rufen sie streng. Aber ich denke gar nicht daran. Eisern halte ich die völlig fertige Löffel fest.
Neben uns knackt es, Zweige rascheln, dann ist Frauchen bei mir und löst sanft meine verkrampften Kiefer von Löffel. Die denkt gar nicht mehr an Gegenwehr und lässt sich widerstandslos von Herrchen zurück ins Gehege tragen.
Vorsichtshalber gehe ich natürlich mit, um Herrchen im Notfall beizustehen, aber es gibt keine Probleme. Frauchen lobt mich noch für meinen Einsatz und ich bekomme ein Leckerchen.
Ein bisschen enttäuscht bin ich zwar, dass es nun doch keinen Hasenbraten gibt aber letztendlich ist das auch besser so - denn drei Wochen später hat Löffel zwölf niedlichen Kaninchenkindern das Leben geschenkt. Und ausgebüxt ist sie auch nie wieder.

Euer Großwildjäger Mozart